Rauchen im Film

von Eileen Nann

Cowboyhut und Cowboystiefel, Revolver am Gürtel, rotes Halstuch und Grashalm im Mund: So kennen wir Lucky Luke. Doch vor 1983 zierte ihn ein ganz anderes Accessoire: die Zigarette. Als aus den Lucky Luke-Comics in den USA Trickfilme wurden und die Zigarette bei den dortigen Fernsehanbieter:innen gar nicht gut ankam, musste sie dem Grashalm weichen. Verständlich, immerhin schauen vor allem Kinder die Filme und lesen die Comics, da soll der Westernheld kein schlechtes Vorbild sein. Für diese Entscheidung erhielt der belgische Lucky Luke-Erfinder Morris 1988 sogar eine Medaille der Weltgesundheitsorganisation.

Der heutige Weltnichtrauchertag bietet Anlass, einen Blick aufs Rauchen im Film zu werfen. In welchen Genres wird und wurde viel geraucht? Wie hat sich im Laufe der Filmgeschichte das Rauchen auf der Leinwand verändert? Welche Figuren rauchen in Filmen? Und warum wird überhaupt in Filmen geraucht?

Entgegen dem vorherrschenden Bild des rauchenden Cowboys wurde bis in die 1960er Jahre in Western relativ wenig geraucht. Die maschinelle Zigarettenherstellung wurde erst 1881 erfunden, die meisten klassischen Western spielen jedoch um 1865 bis 1890. Die Cowboys aus dieser Zeit rauchten höchstens Pfeife, Zigarre oder Selbstgedrehte. Erst mit den New Hollywood- und Italowestern setzte sich das Bild des rauchenden Cowboys durch. Im Film Noir hingegen wurde überdurchschnittlich viel geraucht. Humphrey Bogarts Rollen sowie seine Starpersona sind ohne Zigaretten unvorstellbar. Während in New Hollywood-Filmen der 1980er viel geraucht wird, sieht man ab den 1990ern in amerikanischen Filmen die Zigarette fast nur noch in Arthouse-Produktionen. Vor allem Blockbuster, die Familien als Zielpublikum haben, sind rauchfrei, um keine Imageschäden und Umsatzeinbußen zu riskieren.

Rauchen auf der Leinwand war schon immer ein Mittel, um Figuren zu charakterisieren. Greta Garbo und Marlene Dietrich stellten mit Hilfe des Rauchens glamouröse, emanzipierte Frauen dar. John Travolta untermauert mit der Zigarette in GREASE seinen Rebellen-Status. Bridget Jones raucht zur Stressbewältigung. Zigaretten kennzeichnen bis heute Antagonist:innen; die ‘Held:innen’ rauchen so gut wie nicht mehr – selbst James Bonds Laster ist seit 2002 nur noch der Alkohol.

Rauchen ist aber auch ein ästhetisches Stilmittel. Besonders in Schwarz-Weiß-Filmen, wenn sich die hellen Rauchschwaden vom dunkleren Hintergrund abheben, bereichert es die visuelle Kunstform und hüllt den Film und dessen Figuren in eine gewisse Aura.

Die WHO fordert schon länger ein Rauchverbot in Filmen. Rauchen auf der Leinwand verleite zum Nachahmen. Bei Kinderfilmen mag dies sinnvoll sein, aber einem erwachsenen Publikum sollte man schon zutrauen, eigene Entscheidungen treffen zu können. Außerdem ist Film eine Kunstform. Kunst sollte nicht vorgeschrieben werden, was gezeigt und dargestellt werden darf und was nicht.