Queer im DFF – Programmempfehlungen im September 2024

Im Kino des DFF

exf f. – tage des experimentellen films frankfurt:
Gregory J. Markopoulos

Im September ist das Festival exf f. – tage des experimentellen films frankfurt wieder zu Gast im Kino des DFF und zeigt unter anderem Werke des wegweisenden amerikanischen Avantgarde-Filmemachers Gregory John Markopoulos. Der 1928 in Toledo, Ohio, geborene und 1992 in Freiburg im Breisgau verstorbene Sohn griechischer Einwanderer vom Peloponnes interessierte sich besonders für antike Mythen und orthodoxe Spiritualität, die in seinem Werk ebenso präsent sind wie das Gefühl der Isolation und Ausgrenzung, das ihn als schwulen Sohn von Ausländern in den USA begleitete. Unterstützung fand er in den Kreisen der kalifornischen Avantgarde, zu der auch Maya Deren, Sidney Peterson und Kenneth Anger gehörten. Einen seiner zahlreichen Filme, “(A)lter (A)ction” (1968), widmete er Rosa von Praunheim, der als Regieassistent für ihn gearbeitet hatte. Markopoulos war bis zu seinem Tod mit dem Experimentalfilmer Robert Beavers liiert, mit dem er seit 1967 in Europa lebte und arbeitete. Mehr zu Leben und Werk von Markopoulos hier.

Freitag. 6.9.| 20:30 Uhr
BLISS/MING GREEN/HIMSELF AS HERSELF/THROUGH A LENS BRIGHTLY: MARK TURBYFILL
exf f. – tage des experimentellen films
Einführung: Karola Gramann, Heide Schlüpmann

Kurze und mittellange Filme 1966-1967. R: Gregory J. Markopoulos

Gregrory J. Markopoulos gilt als einer der eigenwilligsten und prägendsten Protagonisten des Avantgarde- und Experimentalfilms der Nachkriegszeit. 1967 zog er gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Robert Beavers nach Europa und entzog seine Filme den damals etablierten Distributionswegen, weshalb sein Werk bis zu seinem Tod 1992 und darüber hinaus kaum sichtbar war. Dieses Programm umfasst mit BLISS, MING GREEN, HIMSELF AS HERSELF und THROUGH A LENS BRIGHTLY: MARK TURBYFILL verschiedene kurze und mittellange Werke, die zwischen 1966 und 1967 in New York und Griechenland entstanden sind.

Samstag, 7.9. | 11:00 Uhr
GALAXIE
exf f. – tage des experimentellen films
Einführung: Francisco Algarín Navarro

USA 1966. R: Gregory J. Markopoulos. 82 Min. 16mm

“Im März und April 1966 schuf Markopoulos dieses filmische Porträt von (teils queeren) Schriftsteller*innen und Künstler*innen aus seinem New Yorker Umfeld, darunter Parker Tyler, W. H. Auden, Jasper Johns, Susan Sontag, Storm De Hirsch, Jonas Mekas, Allen Ginsberg und George und Mike Kuchar, die er meist in ihren Wohnungen oder Ateliers beobachtete. GALAXIE ist in leuchtenden Farben gefilmt und pulsiert vor Leben. Der Film ist ein Meisterwerk der Komposition und des Schnitts in der Kamera und stellt eine dynamische Antwort auf Andy Warhols zur selben Zeit entstandene SCREEN TESTS dar.” (Steve Polta)

Sonntag, 8.9. | 12:00 Uhr
GENIUS
Vorfilm: MOMENT
(GB 1970. R: Gregory J. Markopoulos. 8 Min. 16mm)
exf f. – tage des experimentellen films
Einführung: Francisco Algarín Navarro

Griechenland/Schweiz 1970-1990. R: Gregory J. Markopoulos. 60 Min. 16mm

Ab den späten 1960er Jahren entwickelte Markopoulos eine puristische, vom Einzelbild ausgehende Idee des „film as film“, die sich radikal auf die wesentlichen Parameter des Mediums konzentrieren sollte. Gestalt findet dieses Konzept in dem über 80-stündigen, in der Filmgeschichte beispiellosen Werk ENIAIOS, das Material früherer Arbeiten (deren Ausgangsmaterial er im Zuge des Schnitts vernichtete) sowie neu gedrehter Filme kombiniert. Als Einblick in dieses monumentale, selten zu sehende Werk wird bei exf f. ein Teil des dritten Zyklus‘ präsentiert, der mit Aufnahmen von Markopoulos GENIUS arbeitet: Der Film ist ein von Goethes Faust inspiriertes Triptychon über den Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler und die Künstler Leonor Fini und David Hockney.

Sonntag, 1.9. | 20:30 Uhr

BETWEEN THE TEMPLES
5. Jüdische Filmtage Frankfurt

USA 2024. R: Nathan Silver. D: Jason Schwartzmann, Carol Kane, Dolly De Leon. 112 Min. DCP. OF

Ben, ein Kantor in den Vierzigern, lebt nach dem Tod seiner Frau seit kurzem wieder bei seinen beiden hartnäckigen jüdischen Müttern, die ihn unbedingt für eine Frau, eine Therapie oder beides interessieren wollen. Als ihm im Gottesdienst die Stimme versagt, flüchtet er aus der Synagoge und trifft in einer Bar zufällig auf seine ehemalige Musiklehrerin Carla. Die temperamentvolle, freigeistige Carla will nun ihre Bat-Mizwa nachholen und bringt Bens Leben gehörig durcheinander. Eine warmherzige, neurotische Komödie über die Komplexität des Glaubens, über Bindung und das Versprechen, dass die Dinge immer anders kommen, als man denkt. Auch wenn Bens Mütter nur eine kleine Rolle spielt, empfehlen wir den Film, der auf der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, an dieser Stelle gerne. Zum Trailer

Freitag, 6.9. | 18:00 Uhr

BLACK & ASIAN SCREEN SOLIDARITY
Kurzfilmprogramm mit Gespräch und Workshop

Zu Gast:
Thi Dang An Tran (Regisseurin XANH), Lamin Leroy Gibba (Darsteller HUNDEFREUND) und andere

Diverse Kurzfilme, DE 2024. Gesamtdauer:  90 Min.

Was tut sich im postmigrantischen Kino? Das Kino des DFF präsentiert einen Kurzfilmabend mit vier Filmen aus der Schwarzen und den diversen asiatischen Communities in Deutschland mit anschließendem Gespräch. Der Kurzfilmabend ist Teil der zweitägigen Veranstaltung “Black & Asian Screen Solidarity” mit Film-Screenings, Impulsvorträgen mit Diskussionsrunden und Community-Building unter der Leitung von Kaddi Wandaogo, Vika Gurina, Dieu Hao Do (BAFNET). Ziel ist es, rassistische Strukturen in der Gesellschaft sichtbar zu machen und die Solidarität zwischen marginalisierten Communities im deutschen Film zu fördern. Im Rahmen des Programms wird HUNDEFREUND (DE 2022. R: Maissa Lihedheb, Sailesh Naidu, Lamin Leroy Gibba) gezeigt, in dem es um das schwule Paar Malik und Phillip geht, deren ungleiche Positionen in der deutschen Gesellschaft in einem Streit deutlich werden.

Am Samstag, 7. September, findet ein kostenloser Workshop (mit Anmeldung) statt, der sich an Menschen von 18 bis 99 richtet, die sich als Schwarz, Afro-Deutsch, Asiatisch oder Asiatisch-Deutsch positionieren. Mehr Informationen finden sich hier.

Sonntag, 15.9. | 20:30 Uhr und Dienstag, 17.9. | 18:00 Uhr

Deutschland 2021. R: Florian Dietrich. D: Farba Dieng, Julius Nitschkoff, Valerie Koch. 96 Min. DCP

Gerade aus dem Gefängnis entlassen, wird Babtou am Abend seiner misslungenen Willkommensparty erneut festgenommen. Mit drastischen Konsequenzen: obwohl er in Deutschland geboren und in Frankfurt lebt, soll er in den Senegal ausgewiesen werden. Den kennt er nur aus Erzählungen seines Vaters, und so wollen Babtou und sein Kumpel Dennis die Abschiebung unter allen Umständen verhindern – das scheint nur durch das Eingehen einer Ehe möglich. Schließlich entscheidet sich Dennis als Ehegatte herzuhalten… Die Buddy-Komödie konnte zahlreiche Preise einheimsen. Queer.de verwies darauf, dass queere Zuschauer*innen einiges auszuhalten hätten, aber der Film es gegen Ende schaffe zu berühren, denn “die zwei Männer haben sich einfach gern und gehen füreinander durch dick und dünn. Die beiden Darsteller Farba Dieng und Julius Nitschkoff spielen das auf eine zärtliche Weise, die ebenso berührt wie sehenswert ist”. Zum Trailer

Angebote online

Online-Ausstellung auf Europeana (auf Englisch)
A QUEER TOUR
21 Kulturobjekte unter der queeren Linse
Entstanden im Rahmen des DE-BIAS Projekts

Wie können wir mit den Mitteln der Kunst über Geschichte sprechen? Anhand von Kunst- und Kulturobjekten aus europäischen Archiven, können wir über historische Ereignisse nachzudenken und traditionelle Narrative aufbrechen. Aus neuen Blickwinkeln lassen sich verborgene Persönlichkeiten und Geschichten enthüllen und von der Geschichte vergessene oder vernachlässigte Erzählungen ans Licht bringen. Von Dani Martiri von Queering Rome kuratiert, entstand die Online-Ausstellung im Rahmen des vom DFF koordinierten DE-BIAS-Projekts, sie ist in der virtuellen Bibliothek Europeana zu sehen. Mehr…

Online-Ausstellung auf Europeana (auf Englisch)
CLAUDE CAHUN – EXPRESSION, ART AND ACTIVISM
About the French artist, writer, and activist
Entstanden im Rahmen des DE-BIAS Projekts

Claude Cahun (b.1894 in Nantes, France) was a French photographer, sculptor, writer and activist now known for iconic works that explore gender identity and sexuality. Born Lucy Schwob, the artist adopted the gender-neutral name Claude Cahun in 1917 as a way of protesting gender and sexual norms. Cahun’s partner in art and in life, Suzanne Malherbe, similarly chose to go by the more gender-neutral Marcel Moore. Mehr…

Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…

Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…

Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…

2001 kubrick

Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018

Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…

RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad

Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…

Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino

Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…