Zum Pride Month im Juni bietet das DFF neben aktuellen queeren deutschen Kinoproduktionen und zwei Kultfilmen des schwulen Kultregisseurs John Waters in einer Sonderveranstaltung Einblicke in die bewegten Berliner Jahre der US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde, die sich selbst als “Schwarze, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin” bezeichnete und eine der zentralen Figuren im Kampf gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit war.
Im DFF Kino
Dienstag, 11.6. | 20:30 Uhr
POLYESTER
Filmreihe Kultkino
USA 1981. R: John Waters. D: Divine, Tab Hunter, Mary Vivian Pearce. 86 Min. 35mm. OF
Die idyllische Fassade des Vorstadtlebens von Familie Fishpaw beginnt zu bröckeln, als Mutter Francine (dargestellt von John Waters Muse, der Drag Queen Divine) von der Affäre ihres Gatten Elmer erfährt. Zwischen erotischen Fetischen, Alkoholismus, Depression und Drogensucht braucht es einige aberwitzige Zufälle und Morde, um die heile Scheinwelt zumindest äußerlich wiederherzustellen. Inspiriert von den klassischen Melodramen Douglas Sirks zielt die bizarre Satire von John Waters auf Kleinbürgertum, Hausfrauenträume und die Schattenseiten des Mythos vom amerikanischen Traum. Zum Trailer
Sonntag, 16.6. | 20:30 Uhr
Freitag, 21.6. | 20:30 Uhr
HAIRSPRAY
Filmreihe Kultkino
USA 1988. R: John Waters. D: Ricki Lake, Debbie Harry, Divine. 92 Min. 35mm. OmU
Für die mehrgewichtige Teenagerin Tracy ist es ein großer Traum, einmal in einer populären Tanzshow im Fernsehen auftreten zu dürfen, doch dort wird sie schnell in toxische Konkurrenzkämpfe verwickelt. Die Aufstiegsträume, den kleinstädtischen Puritanismus und den allgegenwärtigen Rassismus der 1950er Jahre verarbeitet der schwule Kultregisseur John Waters, auch bekannt als der “Pope of Trash”, in einem wunderbar schrillen und bunten Retro-Musical, das sich als ein Fan Favorite mit Witz und Einfallsreichtum für Toleranz und Vielfalt einsetzt. Zum Trailer
Mittwoch, 12.6. | 20:30 Uhr
NIGHTBREED (DIRECTOR’S CUT)
Monster Mansion presents: IT STARES BACK
USA 1990. R: Clive Barker. D: Craig Sheffer, David Cronenberg, Anne Bobby. 121 Min (Director’s Cut). Blu-ray. OmU
Die queerfeministische theatrale Geisterbahn Monster Mansion präsentiert als Teil des Rahmenprogramms einen Klassiker des queeren Horror-Kinos im DFF: Alpträume führen Boone (Craig Sheffer) immer wieder in die Totenstadt Midian. Als ihn sein Psychiater (David Cronenberg) des Mordes verdächtigt und ihm die Polizei auf den Hals hetzt, macht sich der Verfolgte auf die Suche nach den „Kreaturen der Nacht“. Danny Elfman komponierte die Musik zu Clive Barker’s Horrorthriller, der die Frage stellt, wer eigentlich die Monster sind. Weitere Informationen: monstermansion.de
Mittwoch, 26.6. | 20:15 Uhr
AUDRE LORDE – DIE BERLINER JAHRE
Mit Lesung und Gespräch mit Vanessa Edwards
Moderation: Annette Kühn
Deutschland 2012. R: Dagmar Schultz. Dokumentarfilm. 79 Min. DCP
Die afro-amerikanische, lesbische Dichterin und Aktivistin Audre Lorde (1934–1992) setzte sich gegen Homophobie und Rassismus ein, prägte erstmals die Selbstbezeichnung „afrodeutsch“ und ermutigte Schwarze Frauen, ihre eigene Geschichte sichtbar zu machen. Der Dokumentarfilm, der seine Weltpremiere auf der Berlinale 2012 feierte und seither mit großem Erfolg auf über 76 Filmfestivals weltweit gezeigt wurde, porträtiert ihre Zeit in West-Berlin (1984-92). Zum Trailer
Sonntag, 23.6. | 20:30 Uhr
Dienstag, 25.6 | 20:30 Uhr
FUTUR DREI
Filmreihe Neue Stimmen. Deutsches Kino seit 2000
Deutschland 2020. R: Faraz Shariat. D: Benjamin Radjaipour, Eidin Jalali, Banafshe Hourmazdi. 92 Min. DCP
Parvis, Sohn iranischer Eltern, muss nach einem Ladendiebstahl Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete ableisten und verliebt sich dort in Amon, der mit seiner Schwester Banafshe aus dem Iran geflüchtet ist. Zu dritt erleben sie einen Sommer stürmischer Nächte, der von der Erkenntnis geprägt ist, dass sie auf unterschiedliche Weise nicht in Deutschland zu Hause sind. “Selbstbestimmtes, aktivistisches Popcorn-Kino” nennt Regisseur Faraz Shariat sein autofiktionales Spielfilmdebüt “Futur Drei”, das nicht nur Raum für die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Identitäten seiner Figuren schafft, sondern mit immer noch gängigen stereotypen Darstellungen (post-)migrantischer oder queerer Geschichten bricht. Für seine zukunftsweisende Art zu erzählen wurde “Futur Drei” mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem queeren Teddy Award der Berlinale. Zum Trailer
Freitag, 28.6. | 18:00 Uhr
Sonntag, 30.6. | 20:30 Uhr
BIS ANS ENDE DER NACHT
Filmreihe Neue Stimmen. Deutsches Kino seit 2000
Deutschland 2023. R: Christoph Hochhäusler. D: Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris. 120 Min. DCP
Als verdeckter Ermittler soll Robert über die fingierte Beziehung mit Leni das Vertrauen eines Kriminellen gewinnen. Die Kontaktaufnahme gelingt beim Tanzkurs: Robert und Leni – er schwul, sie trans* – haben Victor an der Angel. Doch sind bei der angeblich nur vorgetäuschten Liebe am Ende nicht sehr viel mehr Gefühle im Spiel? Der Mix aus Gangsterfilm und melodramatischem Stadtkrimi besticht durch ausgeklügelte Täuschungen, schauspielerische Leistung von Timocin Ziegler und trans Schauspielerin Thea Ehre und einen Nostalgie-Soundtrack. Zum Trailer
Dauerhaft online
Online-Ausstellung auf Europeana
A QUEER TOUR
21 Kulturobjekte unter der queeren Linse
Entstanden im Rahmen des DE-BIAS Projekts
Wie können wir mit den Mitteln der Kunst über Geschichte sprechen? Anhand von Kunst- und Kulturobjekten aus europaeischen Archiven, können wir über historische Ereignisse nachzudenken und traditionelle Narrative aufbrechen. Aus neuen Blickwinkeln lassen sich verborgene Persönlichkeiten und Geschichten enthüllen und von der Geschichte vergessene oder vernachlässigte Erzählungen ans Licht bringen. Von Dani Martiri von Queering Rome kuratiert, entstand die Online-Ausstellung im Rahmen des vom DFF koordinierten DE-BIAS-Projekts und ist auf der Europeana zu sehen ist. Mehr…
Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH
Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…
Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH
Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…
Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH
Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…
Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018
Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…
RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad
Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…
Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino
Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…