Queer im DFF – Programmempfehlungen im Juni 2024

Zum Pride Month im Juni bietet das DFF neben aktuellen queeren deutschen Kinoproduktionen und zwei Kultfilmen des schwulen Kultregisseurs John Waters in einer Sonderveranstaltung Einblicke in die bewegten Berliner Jahre der US-amerikanischen Schriftstellerin und Aktivistin Audre Lorde, die sich selbst als “Schwarze, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin” bezeichnete und eine der zentralen Figuren im Kampf gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit war.

Im DFF Kino

Dienstag, 11.6. | 20:30 Uhr
POLYESTER
Filmreihe Kultkino

USA 1981. R: John Waters. D: Divine, Tab Hunter, Mary Vivian Pearce. 86 Min. 35mm. OF

Die idyllische Fassade des Vorstadtlebens von Familie Fishpaw beginnt zu bröckeln, als Mutter Francine (dargestellt von John Waters Muse, der Drag Queen Divine) von der Affäre ihres Gatten Elmer erfährt. Zwischen erotischen Fetischen, Alkoholismus, Depression und Drogensucht braucht es einige aberwitzige Zufälle und Morde, um die heile Scheinwelt zumindest äußerlich wiederherzustellen. Inspiriert von den klassischen Melodramen Douglas Sirks zielt die bizarre Satire von John Waters auf Kleinbürgertum, Hausfrauenträume und die Schattenseiten des Mythos vom amerikanischen Traum. Zum Trailer

Sonntag, 16.6. | 20:30 Uhr
Freitag, 21.6. | 20:30 Uhr
HAIRSPRAY
Filmreihe Kultkino

USA 1988. R: John Waters. D: Ricki Lake, Debbie Harry, Divine. 92 Min. 35mm. OmU

Für die mehrgewichtige Teenagerin Tracy ist es ein großer Traum, einmal in einer populären Tanzshow im Fernsehen auftreten zu dürfen, doch dort wird sie schnell in toxische Konkurrenzkämpfe verwickelt. Die Aufstiegsträume, den kleinstädtischen Puritanismus und den allgegenwärtigen Rassismus der 1950er Jahre verarbeitet der schwule Kultregisseur John Waters, auch bekannt als der “Pope of Trash”,  in einem wunderbar schrillen und bunten Retro-Musical, das sich als ein Fan Favorite mit Witz und Einfallsreichtum für Toleranz und Vielfalt einsetzt. Zum Trailer

Mittwoch, 12.6. | 20:30 Uhr
NIGHTBREED (DIRECTOR’S CUT)
Monster Mansion presents: IT STARES BACK

USA 1990. R: Clive Barker. D: Craig Sheffer, David Cronenberg, Anne Bobby. 121 Min (Director’s Cut). Blu-ray. OmU

Die queerfeministische theatrale Geisterbahn Monster Mansion präsentiert als Teil des Rahmenprogramms einen Klassiker des queeren Horror-Kinos im DFF: Alpträume führen Boone (Craig Sheffer) immer wieder in die Totenstadt Midian. Als ihn sein Psychiater (David Cronenberg) des Mordes verdächtigt und ihm die Polizei auf den Hals hetzt, macht sich der Verfolgte auf die Suche nach den „Kreaturen der Nacht“. Danny Elfman komponierte die Musik zu Clive Barker’s Horrorthriller, der die Frage stellt, wer eigentlich die Monster sind. Weitere Informationen: monstermansion.de

Mittwoch, 26.6. | 20:15 Uhr
AUDRE LORDE – DIE BERLINER JAHRE
Mit Lesung und Gespräch mit Vanessa Edwards
Moderation: Annette Kühn

Deutschland 2012. R: Dagmar Schultz. Dokumentarfilm. 79 Min. DCP

Die afro-amerikanische, lesbische Dichterin und Aktivistin Audre Lorde (1934–1992) setzte sich gegen Homophobie und Rassismus ein, prägte erstmals die Selbstbezeichnung „afrodeutsch“ und ermutigte Schwarze Frauen, ihre eigene Geschichte sichtbar zu machen. Der Dokumentarfilm, der seine Weltpremiere auf der Berlinale 2012 feierte und seither mit großem Erfolg auf über 76 Filmfestivals weltweit gezeigt wurde, porträtiert ihre Zeit  in West-Berlin (1984-92). Zum Trailer

Sonntag, 23.6. | 20:30 Uhr
Dienstag, 25.6 | 20:30 Uhr
FUTUR DREI
Filmreihe Neue Stimmen. Deutsches Kino seit 2000

Deutschland 2020. R: Faraz Shariat. D: Benjamin Radjaipour, Eidin Jalali, Banafshe Hourmazdi. 92 Min. DCP

Parvis, Sohn iranischer Eltern, muss nach einem Ladendiebstahl Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete ableisten und verliebt sich dort in Amon, der mit seiner Schwester Banafshe aus dem Iran geflüchtet ist. Zu dritt erleben sie einen Sommer stürmischer Nächte, der von der Erkenntnis geprägt ist, dass sie auf unterschiedliche Weise nicht in Deutschland zu Hause sind. “Selbstbestimmtes, aktivistisches Popcorn-Kino” nennt Regisseur Faraz Shariat sein autofiktionales Spielfilmdebüt “Futur Drei”, das nicht nur Raum für die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Identitäten seiner Figuren schafft, sondern mit immer noch gängigen stereotypen Darstellungen (post-)migrantischer oder queerer Geschichten bricht. Für seine zukunftsweisende Art zu erzählen wurde “Futur Drei” mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem queeren Teddy Award der Berlinale. Zum Trailer

Freitag, 28.6. | 18:00 Uhr
Sonntag, 30.6. | 20:30 Uhr
BIS ANS ENDE DER NACHT
Filmreihe Neue Stimmen. Deutsches Kino seit 2000

Deutschland 2023. R: Christoph Hochhäusler. D: Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris. 120 Min. DCP

Als verdeckter Ermittler soll Robert über die fingierte Beziehung mit Leni das Vertrauen eines Kriminellen gewinnen. Die Kontaktaufnahme gelingt beim Tanzkurs: Robert und Leni – er schwul, sie trans* – haben Victor an der Angel. Doch sind bei der angeblich nur vorgetäuschten Liebe am Ende nicht sehr viel mehr Gefühle im Spiel? Der Mix aus Gangsterfilm und melodramatischem Stadtkrimi besticht durch ausgeklügelte Täuschungen, schauspielerische Leistung von Timocin Ziegler und trans Schauspielerin Thea Ehre und einen Nostalgie-Soundtrack. Zum Trailer

Dauerhaft online

Online-Ausstellung auf Europeana
A QUEER TOUR
21 Kulturobjekte unter der queeren Linse
Entstanden im Rahmen des DE-BIAS Projekts

Wie können wir mit den Mitteln der Kunst über Geschichte sprechen? Anhand von Kunst- und Kulturobjekten aus europaeischen Archiven, können wir über historische Ereignisse nachzudenken und traditionelle Narrative aufbrechen. Aus neuen Blickwinkeln lassen sich verborgene Persönlichkeiten und Geschichten enthüllen und von der Geschichte vergessene oder vernachlässigte Erzählungen ans Licht bringen. Von Dani Martiri von Queering Rome kuratiert, entstand die Online-Ausstellung im Rahmen des vom DFF koordinierten DE-BIAS-Projekts und ist auf der Europeana zu sehen ist.  Mehr…

Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…

Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…

Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…

Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018

2001 kubrick

Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…

RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad

Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…

Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino

Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…