In Memoriam Roger Corman

Am 9. Mai starb der US-amerikanische Filmproduzent und Regisseur Roger Corman mit 98 Jahren. Corman begann in den 1950ern mit billig gedrehten Exploitation-Filmen, die sich an aktuelle Genretrends – Western, Gangsterfilme, Science Fiction, Horror und andere – anhängten und vor allem in den boomenden Autokinos bei einem jungen Publikum reüssierten. Auch in späteren Jahrzehnten blieb er seinem Erfolgsrezept treu, verlegte sich aber auf Video, DVD und Fernsehsender als Vertriebswege. Auf diese Weise produzierte er mehrere hundert Filme, bei 50 davon führte er auch selbst Regie.

Corman war stolz auf seine bemerkenswerte Erfolgsquote: 95 % der von ihm produzierten Filme machten einen Profit. Viele junge Leute nutzten die Möglichkeit, wenn auch für wenig Geld, bei ihm zu arbeiten, darunter Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Monte Hellman, James Cameron, Peter Bogdanovich und Jonathan Demme. So hat Corman nebenbei die wohl erfolgreichste Filmschule aller Zeiten betrieben.

Seine große Zeit als Regisseur reichte von den späten 1950er bis zu den frühen 1970er Jahren, und hinter der Attitüde des erfolgreichen Geschäftsmanns, die er immer wieder zur Schau trug, verbarg sich ein großer Filmkünstler, dem das US-amerikanische Kino einige seiner besten Werke aus dieser Zeit verdankt.

Das Kino des DFF zeigt im Juli eine kleine Auswahl seiner Regiearbeiten. Im August sind einige von ihm produzierte Filme in der Hommage-Filmreihe Stephanie Rothman zu sehen.

Sonntag  07.07.2024

20:30 Uhr

MACHINE-GUN KELLY

Revolver-Kelly
USA 1958. R Roger Corman. D: Charles Bronson, Susan Cabot, Barboura Morris. 80 Min. 35mm. OmU
Original version with German subtitles
Filmreihe: In Memorian Roger Corman

George Kelly war einer der berüchtigtsten US-Verbrecher der 1930er Jahre. Bekannt wurde er vor allem durch seine Beteiligung an der Entführung eines reichen Ölmagnaten in Oklahoma und seine Verhaftung durch FBI-Agenten, wobei er die berühmten Worte „Don‘t shoot, G Men“ gesagt haben soll. Roger Cormans MACHINE-GUN KELLY nimmt einige Elemente aus der Biographie dieser Figur auf – mit stark freudianischen Untertönen – und fügt sie zu einem klassischen Gangsterfilm zusammen. Die äußerst beschränkten Produktionsmittel verwandelte er dabei in einen Vorteil: Es entsteht eine reduzierte Welt schäbiger Hotelzimmer, schummriger Bars und einsamer Tankstellen. Charles Bronson hatte in diesem Film seine erste Hauptrolle.

Dienstag  09.07.2024

18:00 Uhr

THE MASQUE OF THE RED DEATH

Satanas – Das Schloß der blutigen Bestie
Großbritannien 1964. R: Roger Corman. D: Vincent Price, Hazel Court, Jane Asher. 86 Min. 35mm. OF
Original version
Filmreihe: Roger Corman

THE MASQUE OF THE RED DEATH ist vielleicht die beste Poe-Verfilmung Cormans und zugleich auch die aufwändigste: Corman hatte fünf statt drei Wochen Drehzeit zur Verfügung; er arbeitete zum ersten Mal in England und konnte Sets der Großproduktion BECKET verwenden. Das Drehbuch kombiniert die gleichnamige Geschichte mit Motiven der Erzählung „Hop-Frog“, ebenfalls von Poe. Die Handlung des Films ist im Mittelalter in Italien angesiedelt. Prinz Prospero ist Satanist und feiert auf seinem Schloss ein großes Maskenfest, während draußen die Pest wütet. Äußerst raffiniert ist die Farbgestaltung, besonders auffällig im Falle der vier verschiedenfarbigen Räume. Corman arbeitete hier zum ersten Mal mit dem Kameramann Nicolas Roeg, dem späteren Regisseur, zusammen.

Freitag  12.07.2024

18:00 Uhr

X: THE MAN WITH THE X-RAY EYES

Der Mann mit den Röntgenaugen
USA 1963. R: Roger Corman. D: Ray Milland, Diana Van Der Vlis, Harold J. Stone. 80 Min. 35mm. OF
Original version
Filmreihe: In Memorian Roger Corman

X, auch bekannt als THE MAN WITH THE X-RAY EYES (der für Werbezwecke verwendete Titel), handelt von einem Mediziner, der an der Entwicklung von Augentropfen arbeitet, die die menschliche Sicht in andere Wellenlängenbereiche erweitern sollen. Als echter Wissenschaftspionier testet er sein Präparat an sich selbst: Es funktioniert, aber er verliert zunehmend die Kontrolle über die Folgen. Mit unaufwändigen Mitteln aber großer Effizienz steigert Corman die Geschichte des Wissenschaftlers, der sich immer mehr in sein Experiment steigert und nicht mehr herausfindet. Von besonderem Reiz sind dabei die durch das Mittel hervorgerufenen Visionen, wobei mit Hilfe von Prismen besondere Farbeffekte erzeugt wurden.

Sonntag  14.07.2024

20:30 Uhr

THE RAVEN

Der Rabe - Duell der Zauberer
USA 1963. R: Roger Corman. D: Vincent Price, Boris Karloff, Peter Lorre. 86 Min. 35mm. OmseU
Original version with Swedish subtitles
Filmreihe: In Memoriam Roger Corman

Die acht Filme, die Roger Corman in der ersten Hälfte der 1960er Jahre mehr oder weniger frei nach Erzählungen oder Gedichten von Edgar Allan Poe drehte, begründeten sein Renommee bei der Kritik und dürfen auch heute als seine beeindruckendste künstlerische Leistung angesehen werden. THE RAVEN übernimmt von Poes gleichnamigem Gedicht eigentlich nur den Titel und den sprechenden Raben. Dr. Bedlo wurde von Dr. Scarabus in einen solchen verwandelt, Dr. Craven kann die Verwandlung jedoch rückgängig machen. Alle drei sind Zauberer und am Schluss kommt es zu einem großen Duell zwischen Dr. Craven und Dr. Scarabus. Die spielerischen und deutlich ironischen Untertöne des Films behindern nicht seine Wirkung als Horrorfilm, sondern steigern im Gegenteil das Sehvergnügen.

Dienstag  16.07.2024

20:30 Uhr

THE RAVEN

Der Rabe - Duell der Zauberer
USA 1963. R: Roger Corman. D: Vincent Price, Boris Karloff, Peter Lorre. 86 Min. 35mm. OmseU
Original version with Swedish subtitles
Filmreihe: In Memoriam Roger Corman

Die acht Filme, die Roger Corman in der ersten Hälfte der 1960er Jahre mehr oder weniger frei nach Erzählungen oder Gedichten von Edgar Allan Poe drehte, begründeten sein Renommee bei der Kritik und dürfen auch heute als seine beeindruckendste künstlerische Leistung angesehen werden. THE RAVEN übernimmt von Poes gleichnamigem Gedicht eigentlich nur den Titel und den sprechenden Raben. Dr. Bedlo wurde von Dr. Scarabus in einen solchen verwandelt, Dr. Craven kann die Verwandlung jedoch rückgängig machen. Alle drei sind Zauberer und am Schluss kommt es zu einem großen Duell zwischen Dr. Craven und Dr. Scarabus. Die spielerischen und deutlich ironischen Untertöne des Films behindern nicht seine Wirkung als Horrorfilm, sondern steigern im Gegenteil das Sehvergnügen.

Dienstag  23.07.2024

18:00 Uhr

THE LITTLE SHOP OF HORRORS

Kleiner Laden voller Schrecken
USA 1960. R: Roger Corman. D: Jonathan Haze, Jackie Joseph, Mel Welles.70 Min. 35mm. OF
Original version
Filmreihe: In Memorian Roger Corman

Corman selbst hielt THE LITTLE SHOP OF HORRORS für seine größte Leistung: „Das Drehbuch entstand an einem einzigen Abend. Gedreht wurde an zwei Tagen und einer Nacht in recycelten Sets. Jack Nicholson spielte eine seiner ersten Rollen. Der Film wurde ein Riesenerfolg und als Musical weltberühmt.“ Tatsächlich wurden einige Außenaufnahmen später gedreht, aber die logistische Leistung ist dennoch enorm und war nur möglich durch den Einsatz zweier Kameras gleichzeitig für jede Szene. Das Musical wurde wiederum 1986 verfilmt. Dies ist das Original: eine Horrorkomödie über einen schüchternen Assistenten in einem Blumenladen, der eine fleischfressende Pflanze kultiviert, die sich von menschlichem Blut ernährt. Und Jack Nicholson in seinem Auftritt als Masochist ist ein Vergnügen besonderer Art.

Freitag  26.07.2024

18:00 Uhr

THE LITTLE SHOP OF HORRORS

Kleiner Laden voller Schrecken
USA 1960. R: Roger Corman. D: Jonathan Haze, Jackie Joseph, Mel Welles.70 Min. 35mm. OF
Original version
Filmreihe: In Memorian Roger Corman

Corman selbst hielt THE LITTLE SHOP OF HORRORS für seine größte Leistung: „Das Drehbuch entstand an einem einzigen Abend. Gedreht wurde an zwei Tagen und einer Nacht in recycelten Sets. Jack Nicholson spielte eine seiner ersten Rollen. Der Film wurde ein Riesenerfolg und als Musical weltberühmt.“ Tatsächlich wurden einige Außenaufnahmen später gedreht, aber die logistische Leistung ist dennoch enorm und war nur möglich durch den Einsatz zweier Kameras gleichzeitig für jede Szene. Das Musical wurde wiederum 1986 verfilmt. Dies ist das Original: eine Horrorkomödie über einen schüchternen Assistenten in einem Blumenladen, der eine fleischfressende Pflanze kultiviert, die sich von menschlichem Blut ernährt. Und Jack Nicholson in seinem Auftritt als Masochist ist ein Vergnügen besonderer Art.

Mittwoch  31.07.2024

20:30 Uhr

BLOODY MAMA

USA 1970. R: Roger Corman. D: Shelley Winters, Don Stroud, Pat Hingle. 90 Min. 35mm. OF
Original version
Filmreihe: In Memoriam Roger Corman

Im Gefolge des Erfolgs von BONNIE AND CLYDE (1967) und als eine Art Antithese zu diesem konzipiert, spielt dieser Film in den 1930er Jahren während der Depression in den Südstaaten der USA, und auch hier ziehen Menschen raubend, mordend und kidnappend durch die Lande. Aber hier ist es eine Familie, und zwar eine dominante Mutter mit ihren vier schwächlichen Söhnen – eine höchst psychopathische Familie, die von perversen, sadistischen und masochistischen Impulsen zusammengehalten wird und die in Vielem die debilen Südstaatenfamilien etlicher amerikanischer Horrorfilme der 1970er und 1980er Jahre vorwegnimmt. Corman stellt sie aber keineswegs als Monster aus, sondern führt ihre antibürgerliche Lebensweise beinahe nüchtern registrierend vor.