Im Kino einschlafen

Die kurzen Kinolaufzeiten vieler guter Filme sind ja ein Problem, wenn man nicht mehr studiert und intensiv im Berufsleben steht. Viele rutschen einem einfach durch, weil die Zeit fürs Kino abends nicht reicht.

In solchen Fällen ist es toll, dass es DVDs gibt, dann kann man wenigstens das ein oder andere Werk im Heimkino nachsichten. Auch wenn das natürlich nicht dasselbe ist.

Beispiel DUNKIRK (GB/US/FR/NL 2017, R: Christopher Nolan). Ich gestehe: Heimkino. Geht bei dem Film natürlich gar nicht. Ich war trotzdem ergriffen (aber Weinen im Kino ist ein ganz anderes Thema, dazu ein anderes Mal mehr). Und froh, diesen Film nicht verpasst zu haben. Das Gute war: Ich habe DUNKIRK an einem verregneten, winterlichen SamstagNACHMITTAG geguckt.

BROOKLYN (GB/IE/CA 2015, R: John Crowley) mit der tollen Saoirse Ronan dagen abends nach einem langen Arbeitstag und einem langen Telefonat mit Muttern. Ergebnis: Keine Ahnung, wie der Film ausging. Ich bin sanft entschlummert. Der wirklich lustige Dokumentarfilm über den Versuch, in Cannes einen Film finanziert zu bekommen, SEDUCED AND ABANDONED (US 2013, R: James Toback), mit Alec Baldwin? Dito. Der opulente MARIE ANTOINETTE (US 2006, R: Sofia Coppola)? Leider auch. Der oscar®prämierte IDA (PL/DK/FR/GB 2013, R: Paweł Pawlikowski) über eine junge Novizin im Polen der 1960er Jahre? Ebenfalls. Die Liste ließe sich endlos weiter fortsetzen: Sobald ich auf dem Sofa liege (und es Abend ist) schlafe ich beim Filmeschauen mehr oder weniger unweigerlich irgendwann ein. Erleichtert wird das mit der Filmsichtung nicht gerade dadurch, dass man dabei häufig zu zweit ist. Dann hat der Mann den Film immer schon gesehen, und man selbst eben nicht. Jedenfalls nicht zu Ende. Was dazu führt, dass ich inzwischen auf Zugfahrten immer ein ganzes Sammelsurium nur halb gesehener Filme mit mir herumschleppe – in der Hoffnung, die Gelegenheit und Ruhe zu haben, den Film dann wenigstens auf dem Laptop zu Ende zu sehen. Eine ganz eigene Art des Downgrading gewissermaßen.

Im Kino schlafe ich dagegen nie ein. Oder so gut wie nie. Also wirklich nur ganz selten. Gerade erinnere ich mich nur an zwei Anlässe. DET SJUNDE INSEGLET (Das siebente Siegel, SE 1957, R: Ingmar Bergman) habe ich in einem unterkühlten Wiener Kino leider nicht bis zur Gänze gesehen und ich räume freimütig ein, dass es durchaus sein kann, dass ich die Stargate-Sequenz aus Stanley Kubricks 2001: A SPACE ODYSSEY (GB/US 1968) damals, Anfang der 80er Jahre in einem kuscheligen Berliner Kino, möglicherweise nicht ganz vollständig mitbekommen habe. Inzwischen habe ich das natürlich nachgeholt (bei vollem Bewusstsein!).

Wer womöglich den gesamten Film noch nicht gesehen hat, sollte das im Kino tun: Zum Beispiel am Samstag, 14. Juli, um 17:30 Uhr in der Originalfassung oder am Sonntag, 22. Juli um 18:15 Uhr (deutsche Fassung) im Kino des Deutschen Filmmuseums. Go for it! Wie sagt schon HAL? „This mission is too important for me to allow you to jeopardize it.”

Von Frauke Haß

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