Queer im DFF – Programmempfehlungen im Februar 2024

Jeden Monat stellt das DFF seine queeren Angebote für einen schnellen Überblick zusammen. Im Februar wirft – neben einigen weiteren Programmpunkten – das alljährliche Africa Alive Festival, das seine 30. Ausgabe feiert, nicht nur einen spannenden Blick auf das afrikanische Filmschaffen allgemein, sondern in diesem Jahr besonders auch auf das queere Leben in verschiedenen afrikanischen Ländern.

Neben Filmen und Veranstaltungen mit explizit nicht-heteronormativen Themen weist diese Übersicht auch auf Inhalte hin, die einen queeren Subtext haben oder aus anderen Gründen für Teile der LGBT*QIA-Community interessant sein könnten. Es lohnt sich, diese Seite regelmäßig zu besuchen, da im Laufe des Monats kurzfristig weitere Programmpunkte hinzugefügt werden können.

Filme und Veranstaltungen im Kino

Freitag, 2.2. | 18:00 Uhr
COCONUT HEAD GENERATION
Im Rahmen von Africa Alive
Zu Gast: Alain Kassanda

Frankreich/Nigeria 2023. R: Alain Kassanda. Dokumentarfilm. 87 Min. DCP. OmeU

Jeden Donnerstag findet an der University of Ibadan – der ältesten Universität Nigerias – ein selbstorganisierter Filmclub statt, ein Ort des kritischen Geistes und der freien Diskussion, ein safe space, in dem die beteiligten Jugendlichen über ausgewählte Filme diskutieren: über politische und kulturelle Themen wie Feminismus, Ethnizität, Kolonialismus, LGBTIQ* und andere relevante Fragen. Die von den Älteren als “Coconut Head Generation” geschmähte Jugend, die nur faul, dumm und nichtsnutzig sei, beweist das Gegenteil. Alain Kassanda porträtiert in seinem auf dem Pariser Dokumentarfilmfestival Cinéma du Réel mit dem Hauptpreis ausgezeichneten Film eine lebendige und hoffnungsvolle Generation, die den herrschenden Status Quo kritisch hinterfragt, sich gegen Polizeigewalt wehrt und gemeinsam für eine bessere und freiere Zukunft eintritt. Zum Trailer

Montag, 5.2. | 20:15 Uhr
CODE DER ANGST
Im Rahmen von Africa Alive
Zu Gast: Appolain Siewe

DE/Kamerun 2023. R: Appolain Siewe. Dokumentarfilm. 82 Min. DCP. OmU

In Kamerun ist Homosexualität immer noch eine Straftat und ein großes gesellschaftliches Tabu. Nachdem er über die Medien von der Ermordung des LGBTIQ*-Aktivisten und Landsmannes Eric Lebemes erfährt, beschließt der aus Kamerun stammende und in Berlin lebende Regisseur Appolain Siewe, mit einer Kamera im Gepäck in sein Geburtsland zu reisen. Im Gespräch mit verschiedenen Akteur*innen der LGBTIQ*-Szene versucht Siewe, die Homofeindlichkeit seines Landes und seiner eigenen Erziehung zu verstehen. Auf seiner Reise erfährt er so mehr über die gesellschaftliche Realität vor Ort und wird gleichzeitig mit der zerbrochenen Beziehung zu seinem Vater konfrontiert, die ihn vor schwere persönliche Herausforderungen stellt. Vom 1. bis 27. Februar präsentiert die 30. Ausgabe des Africa-Alive-Festivals in einem vielfältigen Programm das Filmschaffen des afrikanischen Kontinents mit Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen im Kino des DFF und im Filmforum Höchst. Zum Trailer

Freitag, 9.2. | 20:30 Uhr
ALL THE COLOURS OF THE WORLD ARE BETWEEN BLACK AND WHITE
Im Rahmen von Africa Alive
Weitere Vorstellung: Di, 6.2., 18:30 Uhr im Filmforum Höchst

Nigeria 2023. R: Babatunde Apalowo. D: Tope Tedela, Riyo David, Martha Ehinome. 93 Min. DCP. OmU

Der Gewinnerfilm des queeren Filmpreises der Berlinale, dem Teddy Award, und zahlreicher weiterer Festivalpreise erzählt die Geschichte von Bambino, der sich in seinem bescheidenen Single-Leben in der Millionenstadt Lagos eingerichtet hat. Unbeeindruckt von den Avancen seiner Nachbarin lernt er den charismatischen Fotografen Bawa kennen, mit dem ihn schnell eine tiefe Freundschaft verbindet. Für einen Fotowettbewerb ziehen die beiden durch die Stadt und verlieben sich ineinander. Die Berlinale schrieb über den Film: “Durch eine unaufdringliche Farbdramaturgie erzählt er zurückgenommen und zärtlich von der Annäherung zweier Männer in einer Gesellschaft, die gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen tabuisiert und strafrechtlich verfolgt. In konzentrierten Bildern und mit großer Ruhe entfaltet sich langsam ihr Tanz umeinander. Ein sinnlicher und politisch wichtiger Film aus Nigeria über eine unerwartete Liebe. ” Zum Teaser

Dienstag, 13.2. | 18:00 Uhr
EXECUTION – A STUDY OF MARY & DAS FRÜHSTÜCK DER HYÄNE
Veranstaltung “Remake on Location
Zu Gast: Elfi Mikesch, Julia Wallmüller (Filmrestauratorin, Deutsche Kinemathek), Heide Schlüpmann

Seit den 1970er Jahren gehört Elfi Mikesch als Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin zu den wichtigen Vorkämpferinnen der feministischen Gegenkultur und gilt als prägende Figur des subversiven Kinos in Deutschland. Vielfache Zusammenarbeit und enge Freundschaft verbindet sie mit Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und Monika Treut. Zwei mittellange Filme präsentiert das DFF in Anwesenheit der Regisseurin zusammen mit der Kinothek Asta Nielsen im Nachgang zum Filmfestival Remake. Frankfurter Frauen Film Tage : EXECUTION – A STUDY OF MARY und DAS FRÜHSTÜCK DER HYÄNE. Ersterer ist ein photographischer Film aus Einzelbildern, “das Drama einer Frau, die in einer Umbruchszeit eine Art von liberaler Emanzipation versuchte, sich aber in den Fallstricken der Männer verfing. Eine Studie zu Maria Stuart.” (E.M.). Letzterer basiert auf Maria Isabel Barrenos, Maria Teresa Hortas und Maria Velho da Costas literarischem Werk Neue Portugiesische Briefe und “spielt mit den Gewaltphantasien einer jungen Frau, die sich durch Selbstinszenierung aus ihrer Vergangenheit befreit.” (E. M.)

Donnerstag, 15.2. | 20:00 Uhr
WITNESS FOR THE PROSECUTION
Filmreihe Kino & Couch

USA 1957. R: Billy Wilder. D: Marlene Dietrich, Tyrone Power, Charles Laughton. 116 Min. 35mm. OmU

Ein Klassiker, seinerzeit für sechs Oscars nominiert, mit der legendären queeren Ikone Marlene Dietrich in Bestform, den man sich nicht entgehen lassen sollte! Ein renommierter Anwalt (Charles Laughton) verteidigt einen wegen Mordes angeklagten Mann (Tyrone Power). Dessen einziges Alibi ist die Aussage seiner Frau (Marlene Dietrich), die sich jedoch im Verlauf des Prozesses von ihm abwendet. Alfred Hitchcock sagte einmal: “Oft haben mir Leute erzählt, wie sehr sie WITNESS FOR THE PROSECUTION mochten. Sie dachten, das sei mein Film und nicht der von Billy Wilder.” Tatsächlich bewies der aus Deutschland nach Hollywood emigrierte Wilder mit diesem Gerichtsdrama nach einem Bühnenstück von Agatha Christie abermals seine inszenatorische Meisterschaft, indem er höchste Spannung mit teils feinem, teils skurrilem Humor durchsetzte. Zum Trailer

Mittwoch, 14.2. | 18:00 Uhr
I WAS NEVER REALLY HERE
Im Rahmen des Kurzfilmprogramms zu “Africa Alive

DE 2023. R: Gabriel Bihina Arrahnio, Kurzfilm, 23 min.

Sam und seine Mutter Rita kommen aus Ghana und haben im Berliner Umland eine neue Heimat gefunden. Als Ritas Freundin Gifty mit ihrem Sohn Kwesi zu Besuch kommt, die ebenfalls in Deutschland leben wollen, entwickelt Sam Gefühle für Kwesi, die ihn dazu bringen, sein Leben zu hinterfragen. Doch die Ungewissheit über den Aufenthaltsstatus von Gifty und Kwesi wirft einen Schatten auf ein mögliches Glück. Von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, heißt es dort: “Trotz eines existenziellen Ausgangskonflikts und einem hochaktuellen Thema wirkt die Erzählhaltung des Films federleicht, wozu das mitreißende Spiel gerade der jungen Hauptdarsteller Noah Tinwa und Ben Mood eine Menge beiträgt. Der Austausch ihrer scheuen Blicke, die zufälligen Berührungen, das wachsende Begehren – die Inszenierung dieser queeren und wunderschönen Liebesgeschichte berührt durch eine subtile Zartheit, die den Film als etwas ganz Besonderes herausstechen lässt.”

Mittwoch, 14.2. | 20:15 Uhr
DER LIEBE AUF DER SPUR
Zum Valentinstag

BRD 1988. R: Mietek Lewandowski. D: Jens Harzer, Stefanie Hermannsdörfer, Sebastian Koch. 4 x 30 Min. 16mm

“Schmetterlinge im Bauch, Pickel im Gesicht – und Drang nach Freiheit im Alltagsmief der Bonner Republik im Herzen. Geradezu subversiv schlägt die Serie stellenweise über die pädagogisch wertvollen Stränge. Dass sich der Iffland-Ring-Träger Jens Harzer und Bambi-Preisträger Sebastian Koch hier ihre Sporen verdienten, markiert das Sahnehäubchen obendrauf. Eine Wiederentdeckung!” (Florian Widegger, Filmarchiv Austria). Zum Valentinstag zeigen wir die ersten vier der acht Folgen, der vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit in Auftrag gegebenen Jugendserie DER LIEBE AUF DER SPUR, die seinerzeit für Schulvorführungen genutzt wurden. In Musik, Kleidung, Frisuren und Sprache eine unterhaltsame Zeitreise in die 1980er Jahre. In HINGEFLOGEN – HERZ VERBOGEN fragt sich Sven, verunsichert durch ein Erlebnis mit Martin beim Zelten, ob er vielleicht schwul ist. In WAS MEIN HERZ BEGEHRT bekennen sich Rainer und Edgar offen zu ihrer Liebe.

Dienstag, 27.2. | 20:30 Uhr und Donnerstag, 29.2. | 18:00 Uhr
PASSAGES
Filmreihe “Kinohighlights 2023

FR/DE 2023. R: Ira Sachs. D: Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos. 91 Min. DCP. OmU

Filmemacher Tomas und Grafikdesigner Martin leben in Paris, wo sie seit 15 Jahren eine glückliche Beziehung führen. Auf der Party zum Drehende von Tomas’ neuem Film lernt dieser die Grundschullehrerin Agathe kennen, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat. Diese Begegnung stellt das Leben von Agathe, Tomas und Martin schnell gründlich auf den Kopf. Das vielschichtige Drama erkundet Beziehungsentwürfe jenseits von Monogamie und Heteronormativität, und geht dabei auf Themen wie Eifersucht, Narzissmus und Erwartungshaltungen in der Liebe ein. Dabei bestechen die Hauptdarsteller*innen dieser Dreiecks-Geschichte, die u.a. auch auf der diesjährigen Berlinale zu sehen war, durch phänomenale schauspielerischen Leistungen. Zum Trailer

Dauerhaft online

Filmgespräch
Karola Gramann und Heide Schlüpmann über MÄDCHEN IN UNIFORM (1931)
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Der Klassiker des frühen deutschen Tonfilms, der heute als lesbischer Kultfilm gilt, wartet mit einem rein weiblichen Cast und zwei Frauen in Schlüsselpositionen auf: Das Drehbuch schrieb Christa Winsloe, Regie führte Leontine Sagan. Im Anschluss an die Filmvorführung sprachen die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann über die Rezeptionsgeschichte, über die Bedeutung des Films für sie persönlich und über ein Interview, das sie Anfang der 80er Jahre mit der Hauptdarstellerin Hertha Thiele geführt haben. Mehr…

Podcast
Das Homosexuellen-Melodram ANDERS ALS DIE ANDERN
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Richard Oswalds ANDERS ALS DIE ANDERN (DE 1919) war der erste Film, der Homosexualität und den Schwulenparagraphen 175 zum Thema machte. Der Filmwissenschaftler Wolfgang Theis schildert im Podcastgespräch mit Frauke Haß, dass der Aufklärungsfilm mit Conrad Veidt in der Hauptrolle zwar ein Kassenschlager, aber ebenso auch homophoben Angriffen ausgesetzt war. Mehr…

Podcast
Queere Mutterschaft
Zur Ausstellung WEIMAR WEIBLICH

Im Podcastgespräch mit der Berliner Künstlerin annette hollywood geht es u.a. um die Frage, warum lesbische Mütter in der Geschichtsschreibung kaum auftauchen und wenn, dann meistens in Kriminalakten. Außerdem stellt annette hollywood das Videoprojekt ihrer Spurensuche zu queerer Mutterschaft, anderkawer, vor, von dem ein Video auch im Foyer der Ausstellung WEIMAR WEIBLICH zu sehen ist.. Mehr…

Filmvortrag
2001: A QUEER FUTURE
Int. Kubrick-Symposium 2018

2001 kubrick

Wird die Zukunft gender-fluid, also vom unspezifischen, wechselnden Geschlecht, geprägt sein? In diesem Vortrag von 2018 stellte Kulturhistoriker Dominic Janes heraus, dass Kubricks 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM auch als queere Odyssee gelesen werden kann. Mehr…

RHIZOM Filmgeschichte
QUEER CINEMA
Themenpfad

Die Plattform RHIZOM FILMGESCHICHTE befasst sich mit Filmanfängen. Im Themenpfad QUEER CINEMA – Counter-Narratives und filmische Experimente schreibt Karin Michalski über ein explizit politisches Phänomen, das sich nicht an festumrissenen Identitäten orientiert, sondern viel mehr normative gesellschaftliche Identitätskonzepte unterläuft, verwirrt, und erweitert. Mehr…

Online-Talk
OUTING IN DER FAMILIE
Prägende Filme und Kino

Anlässlich der queeren Aktionstage 2022 sprach Olaf Wehowski (LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans, DFF) mit Ioannis Karathanasis (Verband binationaler Familien und Partnerschaften) und Josefine Liebig (Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt) über Filme zum Thema Outing in der Familie. Mehr…